Sonntag, 27. Juli 2008

Yin und Yang

Während der vergangenen Tage habe ich mich etwas meinen Studien in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM) gewidmet. Dabei habe ich mein erstes Skript aus dem TCM-Seminar nochmals durchgearbeitet. Der erste Teil stand unter dem Motto „Yin und Yang und die 5 Wandlungsphasen“.

Das Konzept von Yin und Yang ist das Wichtigste und Tiefgreifendste in der chinesischen Philosophie, insbesondere in der TCM. Während der Westen Gegensätze unvereinbar gegenüberstellt, werden diese im Konzept des Yin und Yang vereint. Yin und Yang bedingen einander heisst es im Tao te King. Yin und Yang repräsentieren die Gegensätze, die sich einander ergänzen und gegenseitig schaffen. Alles kann sich selbst und gleichzeitig sein Gegensatz sein.


Etwa 700 v. Chr. findet das Konzept von Yin und Yang im Buch der Wandlungen wahrscheinlich seine früheste Erwähnung. Dort wurde Yin und Yang mit folgenden Linien dargestellt.

Die Schriftzeichen für Yin und Yang stehen für die Schatten- und Sonnenseite eines Hügels. Demzufolge symbolisiert Yin das Dunkle und Yang das Helle. Die Wechselbeziehung basiert auf den Wechsel zwischen Tag und Nacht, und somit dem Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe. Yin und Yang sind die zwei Phasen einer zyklischen Bewegung.

Der Himmel als Sitz der Sonne, ist Yang und Erde ist Yin. Der Himmel wurde als rund und die Erde als flach wahrgenommen. Die Zeit ist Yang, da der Kalender auf die Himmelskörper wie Sonne, Mond und Sterne basiert. Der Raum steht für Yin, der Erde, die in Felder unterteilt ist.

Die Sonne geht im Osten (= Yang) auf und im Westen (= Yin) unter. Während unser geographisches Weltbild am Norden ausgerichtet ist, richteten die Menschen im alten China ihr Weltbild nach Süden (= Yang) aus, wo das Licht und die Wärme am stärksten ist. Blickt man nach Süden, dann ist der Osten links (= Yang) und der Westen rechts (= Yin). Daher hört das linke Ohr und sieht das linke Auge schlechter als das rechte. Der Kaiser blickte nach Süden und öffnete damit seinen Geist dem Einfluss des Himmels. Damit ist der Geist bzw. der Intellekt Yang und der Körper Yin.

Yin und Yang steht somit für
  • den Ausdruck einer zeitlichen Dualität
  • ein Abwechseln gegensätzlicher Stadien eines Zyklus
  • die zyklischen Bewegungen aller Phänomene von Auf und Ab.
  • die zwei Phasen im Veränderungsprozess aller Dinge
Der Wechsel zwischen der einzelnen Stadien findet nicht abrupt statt, sondern erfolgt allmählich. Der Tag (= Yang) beginnt mit Sonnenaufgang und erreicht am Mittag seinen Höhepunkt. Ab dem Mittag neigt sich der Tag bereits seinem Ende zu. So enthält jedes Stadium bereits den Keim seines Gegensatzes in sich. Diese Stadien kann auch im Jahreszyklus angewandt werden. Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Somit haben wir nicht mehr nur 2 Stadien, sondern zusätzliche 2 Zwischenstadien.

Frühling = Wachstum des Yang = Yang im Yin = kleines Yang
Sommer = maximales Yang = Yang im Yang = höchstes Yang
Herbst = Wachstum des Yin = Yin im Yang = kleines Yin
Winter = maximales Yin = Yin im Yin = höchstes Yin

Bezogen auf die Aggregationsstadien steht das Wasser im flüssigen Zustand für Yin und der Wasserdampf für Yang. Somit symbolisiert das Yang alle dünneren, gasförmigen und immateriellen Zustände von Dingen, das Yin hingegen alle dichten, groben und feste Zustände.
In seiner reinsten und dünnsten Form ist Yang gänzlich immateriell und entspricht reiner Energie, Yin hingegen entspricht in seiner dichtesten Form der Materie.


Yin ist ruhig, Yang ist aktiv, Yang spendet Leben, Yin lässt wachsen, Yang wird in Qi und Yin in materielles Leben umgewandelt.

Yang dehnt sich aus und steigt nach oben, während Yin zur Kondensations gehört und absteigt bzw. sich zusammenzieht.

Diese Wechselbeziehungen werden in dem berühmten Yin-Yang-Zeichen, eines der bekanntesten Symbole der Dualität schlechthin, dargestellt. Als Fazit können die wichtigsten Punkte der Beziehung zwischen Yin und Yang wie folgt zusammengefasst werden:
  1. Yin und Yang stehen für gegensätzliche Stadien und bilden dennoch eine Einheit, die sich gegenseitig ergänzen
  2. Yin und Yang enthalten jeweils den Keim des Gegensatzes
  3. Nichts ist in jeder Beziehung nur Yin oder nur Yang
  4. Yang geht in Yin über und umgekehrt

Das war's für's erste, Fortsetzung folgt …

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